Weihnachten in Brisbane
Kurz vor Weihnachten steht meine Planung für die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel.
Am 23. Dezember fahre ich nach Brisbane, verbringe dort Weihnachten, welches hier am 25. gefeiert wird und fahre dann am Boxingday (26.12.) nach Miles um dort einige Tage auf Brads Elterns Ranch zu verbringen. Die anderen also Bree, Jesse, Sean, Tara und Lindsay wollen einen Tag später nachkommen. Über Silvester wollen wir dann alle wieder nach Brisbane fahren um das große Feuerwerk zu sehen.
So weit der Plan...und wie so vieles ist das Umsetzen eines Plans, hier in Australien, vom Wetter abhängig…hab ich mal eben nicht bedacht, aber dazu später...
Also Weihnachten: Die Strecke von 600 km ist hier auf Grund der Distanzen nicht viel (gefühlt wie eine Trip von Stuttgart nach Weissenburg), also ab ins Auto und los. Die Strassen sind nach den leichten Überschwemmungen in ziemlich schlechter Verfassung und mit ziemlich schlecht, mein ich ziemlich schlecht..also in Deutschland kaum denkbar..eher Kasachstan Verhältnisse : )
Die ersten 200 Km bringe ich ohne Zwischen fälle hinter mich. Kurz nach Dalby dann eine Verschlechterung der Strassen (dachte nicht das das noch geht!). Das heisst die Strasse ist wellig, und ab und zu fehlen Stücke des Strassenbelags. Meterlange Löcher voll mit Wasser, und man kann kaum sehen wie tief sie sind. Ich geh auf Nummer sicher und versuche sie zu umfahren wenn möglich.
Und als ich da so vor mich herfahre sehe ich wieder mal ein Wasserloch kommen, etwa 3 meter lang und über die ganze Spur auf meiner Seite. Nicht gut. Also bremse ich langsam auf 60 kmh und setze meinen Blinker. Die Idee: auf der anderen Spur das Wasser zu umfahren. Kein Gegenverkehr, nur ein Auto hinter mir mit reichlich Abstand. Ich fange an auszuscheren und merke dass was net stimmt. Beim Schulterblick seh ich das Auto welches ein gutes Stück von mir entfernt war, fast neben mir, dieser A**** will mich tatsächlich überholen, obwohl ich geblinkt hab und schon halb auf der anderen Spur bin!!! Also zurück auf meine Spur und direkt ins Wasserloch. Und ich wusste es wird nicht spaßig. Ich erlebe Aquaplaning vom feinsten, meine beiden rechten Räder sind auf Wasser, die linke Seite konnte ich noch auf den halbwegs trockenen Streifen links von mir, zwischen Gras und Wasserloch, bringen..aber das bringt mir nicht viel wie ich feststelle. Denn mein Auto beginnt sich (um die eigene Achse) nach rechts zu drehen. Na toll. Nun schlittere ich seitlich, die Hinterräder auf dem nassen Gras neben der Strasse und die Vorderräder beide im Wasser. Wär ja net so schlimm, wenn da nicht dieses nach hinten rutschen wäre. Ich brauch gar nicht hinzuschauen, ich weiss dass alle Strassengräben voll mit Wasser sind, und man kann nicht sagen wie tief 50 oder 150 cm. Also halt ich mein Lenkrad gerade und gebe der Lady ne Portion Gas um sie nach vorne, aus dem Graben zu bringen, was mir auch dank des 4-Rad-Antriebs gelingt. Der Überholer ist mittlerweile auf und davon und links und rechts ist alles frei! (Gott sei Dank!) Aus dem Graben geschafft, muss ich Lila nur wieder ausrichten...leichter gesagt als getan, ich versuche es so sanft wie möglich zu machen, hab schließlich keine Lust auf Pirouetten! Das geht ganz gut, bis ich fast ganz gerade bin…spätestens da fällt mir wieder ein, das ein Kombi einen großen Nachteil hat..einen dicken, schweren Hintern! Dieser bekommt dank der Schleuderkräfte einen Drang nach rechts von der Strasse zu schlittern..nicht gut, weil ebenfalls Wasser!!! Aber was soll ich machen, ich halt mein Lenkrad gerade und versuch mit etwas mehr Beschleunigung das Auto auszurichten, was nichts bringt. Sobald mein rechtes Hinterrad auf matschigem Gras landet versuche ich nur noch eine komplette Umdrehung bzw. eine unsanfte Landung im Graben zu vermeiden und halte das Lenkrad, gegen meine panischen Instinkte es wie doof rumzudrehen, gerade und bremse so sanft und schnell wie möglich. Dann Wasserfontänen überall, weisser Dampf und ein nicht gutes schleifendes Geräusch unter dem Auto. Mit einem mehr oder weniger sanftem „Flatsch“ komm ich zum halt.
(Ich stoße einen Fluch aus, der etwas mit dem Gewicht des Hinterteils des Autos zu tun hat-nicht schön, ich entschuldige mich nachher bei Lila..) Ich weiss ich bin im Wasser, weiss nur nicht wie tief, der Motor läuft noch gleichmäßig, also ist es noch zumutbare Tiefe vorne, nur wie tief mein Auspuff hängt weiss ich nicht, ich leg den Rückwärtsgang ein und hau meine Diffsperre rein. Etz wo ich drin bin ist auch egal, schlimmer kann ichs net machen, also gebe ich mit viel Gefühl was geht, aber das Auto bewegt sich nicht von der Stelle. Shit. Ich lass den Motor laufen und öffne die Tür. Na toll. Das Wasser steht bis zu Schwelle. Mist. Ich steig aus und wate um das Auto herum um mein Landeplatz zu begutachten. So’n mist. Ich bin mit allen Vieren in wadentiefen Wasser, voll mit Gräsern. Etwa drei Meter neben der Strasse. Toll. Und jetzt fangen meine Hände auch noch an zu zittern. Ich wundere mich erst, denn trotz Regen ist es ziemlich warm. Aber dann wird mir klar, Schock, kommt immer danach; hab mich eh gewundert, warum ich so klar denken konnte die ganze Zeit. Ich mach das vernünftigste was mir einfällt, setz mich ins Auto und trinke erst mal Cola. Hier zusammenbrechen wär net ganz so vorteilhaft.
Es wirkt und nach einigen Minuten reiß ich mich zusammen und steige wieder aus. Versuch meine Räder erstmal von dem Schlammigen Grasbüscheln zu befreien, die sich um die Bremsscheiben gewickelt haben, während ich auf ein vorbeifahrendes Auto warte. Das braucht nicht lange und ich bin so erleichtert, dass ich grinsenderweise durch das Wasser, dem Mittsechziger Pärchen entgegen watschel. Sie Runzeln die Stirn und fragen mich ob ich okay bin. Nun lustiges Bild..ein Kobi im Wassergraben und daneben ein Blondes etwas in Hotpants und Top , Barfuss durch en Schlamm watend mit einem Grinsen im Gesicht. Und das erste was mir einfällt ist und was ich auch sage ist: „ Didn’t knew she has such a fat ass!“ (hab nicht gewusst, dass sie so nen fetten Hintern hat). Bereue auch gleich, dass ich das gesagt hab, sind ja schließlich ältere Herrschaften vor mir und nicht meine Freunde…muss eine Nachwirkung des Adrenalins sein… ich lache auf und versichere ihnen, dass es mir gut geht und dass ich ein Wasserloch getroffen hab. Sie nicken wissend und sagen, dass sie leider kein Seil haben, aber dass sie in die Stadt fahren und jemanden holen der ein Seil hat. Aber das ist net notwendig, im selben Moment hält ein Ford Falcon. Ein Mann in Arbeitershirt (neongelb-blau) steigt aus und grinst. „Potthole? (Wasserloch)“ frägt er nur, ich sag „Yeah, and a stationwagon, a not good combination! (ja und ein Kombi, eine nicht gute Kombination!)“. Er lacht, sagt er habe keine Snatchstrap dabei, aber er würde dableiben, falls wir zwei weitere Kerle anhalten könnten, denkt er könnte man das Auto rausdrücken. Klingt machbar, hab ich ja auch schon einige Male anderen dabei geholfen. Und ein Kombi ist eindeutig leichter, als ein Pickup oder ein Jeep. Aber kurz darauf hält ein Lastwagen an. Der Fahrer steigt grinsend aus „Potthole?“, ich nicke nur und er packt in aller Gelassenheit ohne ein weiteres Wort eine Metallkette aus, gibt mir das eine Ende und befestigt das andere an seinem Laster. Der erste Versuch scheitert, ich höre ein metallisches Scheppern und stelle fest, nach dem ich ausgestiegen bin, dass meine Abschleppöse, nicht mehr an meinem Auto ist sondern an der Kette. Aber keine Panik auf der Titanik, wir versuchen etwas anderes zu finden wo wir den Hacken befestigen können und finden witziger Weise eine zweite Öse, auf der linken Seite. Ruck Zuck ist mein Auto wieder auf der Strasse und wir verabschieden uns alle lachenderweise...ist wohl normal hier.
Soviel zu meinem Auftakt…
Nun in Brisbane angekommen ist alles ziemlich gelassen. Brees Mum ist eine sprössling der Hippigeneration, das heisst im Grossen und Ganzen „Mi Casa, Sou Casa“ oder wie sie es sagt, sobald du dich selbst bedienst und mich in Ruhe lässt bist du hier herzlich willkommen. Hahaha. Das Haus ist ein Bungalow, mit Palmen und einem Pool, etwa 20 km von Stadtkern von Brisbane entfernt. An diesem Tag gehen wir erstmal Mitternachtsshoppen und den Rest des Abends verbringen wir auf der Terasse…
24. Dezember 2010
Am Morgen beschließen wir an die Küste zu fahren. Surfers Paradise, ist das Ziel, genau da wo ich einige Tage verbracht hab! Sean und Jesse sind mittlerweile auch in Brisbane angekommen, also verabreden wir uns in Surfers am Hard Rock Cafe. Trotz des leichten Nieselregens ziehts mich ins Wasser, die Mädels wollen lieber shoppen..ätz..leute Straaaanndd!!! Sean, Jesse und Tara nörgeln etwas rum, ihnen ists zu kalt, sie bleiben draussen. Ein Blick auf die Wellen und ich schüttel nur meinen Kopf und sage dass ich eben allein geh. Der Stand ist so gut wie leer, nur einige Surfer tollen in den Mannshohen Wellen! Was für ein Traum! HAHAHA. Das Wasser ist warm und ich hab meinen Spaß!! Jesse hälts net aus und springt auch ins Wasser. Danach geht’s in einen Pub und danach Mc Donalds, noch einige Weihnachteinkäufe und dann zurück zu Bree. Den Rest des Tages verbringen wir mit Geschenke verpacken. Am Abend kann ich endlich wieder ins Internet und ich treff sogar meine liebe Mama! Juhu!
25. Dezember 2010
Okay, das komische Weihnachten beginnt in der Früh! Als erstes springt Bree auf mein Bett und schreit „Merry Christmas“..nach einem Kaffee unter den Palmen, beginnt das Haus sich zu füllen, Leute kommen und gehen, viel Handgeschüttele und Merry Christmas, die Geschenke stapeln sich unter dem Künstlichen Weihnachtbaum... die Klima ist auf volle Pulle...draussen schnattern die Kakadus. Wir springen in den Pool und während wir vor uns herplätshern und eisgekühlte Getränke schlürfen, bereitet Heather (Brees Mama) das Weihnachtsessen vor. Der Tisch auf der Terasse wird gedeckt und wir machen uns schick.
Zum Essen gibt es Riesengarnelen, Musscheln , Krebsfleisch und allerlei andere Meeresfrüchte. Und kaltes Hühnchen, in Scheiben auf einer Platte. Alles kalt, weils hier so heiss ist. Kleine Weihnachtsbäumchen erinnern mich daran, dass das hier das Weihnachtsessen ist und ich könnte mich echt dran gewöhnen: )
Danach ist Bescherung, und ich bin nun um einige Australische Assessoires und anderes Krimskrams reicher, wie zwei Hüte, eine Bierflaschenkühler, eine blinkende Brille deren Gläser die Form von Cocktailgläsern haben, Boxen für mein I-Phone, Räucherstäbchen, ein grosse Buddhafigur, eine Australienflagge, ein Strandhandtuch, ein Fotoalbum, ein leuchtendes Martiniglas (!!!??!!!) und das tollste überhaupt. Ein Ding, welches in Deutschland illegal ist. Also mein Auto hat ja nur ein Kassettendeck. Und was dieses Ding macht ist, ich stöpsel es an mein Handy und es übersetzt das Signal in ein Funksignal, welches ich mit meinem Radio empfangen kann, auf der von mir vorgewählten Frequenz!! HAHAHA Ich liebe es!!
Mit etwas Wehmut denk ich dran, dass ich mein Päckchen für meine Eltern noch nicht schicken konnte, da die Post wegen den Überflutungen zu ist…aber das kommt noch :P
Danach geht’s wieder auf die Terrasse..wir spielen 4-Kings und es wird ein feucht fröhlicher Abend...gegen Mitternacht beschließen wir uns im Pool etwas abzukühlen und ich krall mir gleich mal den aufblasbaren Sessel-mit Flaschenhalter! Tolle Erfindung. Also endet der Abend für mich auf dem Sessel liegend, im Wasser treibend, Getränk im Getränkehalter, zurückgelehnt, mit dem Blick auf den wundervollen Sternenhimmel Australiens. Wunderschön.
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